Wie findet man das richtige Visum und vielleicht auch den geeigneten Einwanderungsagenten, den Migration Agent? Mund zu Mund Propaganda und eine ausführliche Recherche im Internet, sagen mehrere Deutsche in Australien, die mit ihrem Visumsantrag Erfolg hatten. Der Einwanderungsanwalt Martin Hildebrand warnt jedoch vor fragwürdigen Sterne-Reviews im Netz, die oft manipuliert sein können.
Genauer informieren kann man sich aber bei der MARA, sagt Hildebrand, der sich in Sydney inzwischen zu Hause fühlt. MARA ist die Migration Agents Registration Authority, eine Anlaufstelle der Bundesregierung. Bei dieser kann man den ideallen Agenten finden, aber auch im Fall einer Enttäuschung, eine Beschwerde einreichen.
Nun stellt sich für viele potentielle Australien-Einwanderer aber zunächst die Frage, wo fange ich an? Ratschläge bekommt man am besten von Deutschen, denen der große Schritt nach Australien bereits gelungen ist, wie zum Beispiel Cindy Blamberg. Sie ist inzwischen verheiratet, stolze Mutter und lebt mit ihrer kleinen Familie im Westen Sydneys. Sie kam vor mehr als zehn Jahren mit einem Arbeitsvisum dauerhaft nach Australien. Dieses wandelte sie später in ein permanentes Visum wobei sie auch professionelle Hilfe von einem Agenten bekam.

MARA ist die zentrale Anlaufstelle, um sich über Einwanderungsagenturen zu erkundigen. Source: MARA

Cindy Blamberg ist von Berlin nach Sydney ausgewandert. Sie holte sich für ihren Visumsantrag professionelle Hilfe. Source: Supplied
Einwandern nach Australien geht auch ohne Agent, auf eigene Faust.
Daria Moon ist vor mehr als zehn Jahren nach Australien ausgewandert und schon damals war das Netz voll mit wertvollen Informationen, sagt die Frau, die sich inzwischen in Byron Bay zu Hause fühlt. Aber wichtig ist auch, zuerst an die offizielle Quelle zu gehen, nämlich die Einwanderungsbehörde selbst. Das Department of Immigration and Border Protection, das einen speziellen Visa Finder anbietet. Der Einwanderungsanwalt Martin Hildebrand bestätigt: bevor man sich überhaupt auf ein Visum festlegt, sollte die Recherche bei der zentralen Behörde beginnen.
Mit dem richtigen Visum zum richtigen Job in Australien
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Daria Moon arbeitete vor ihrer Abreise aus Deutschland als Steuerfachangestellte, daher scheut sie vor großen bürokratischen Herausforderungen nicht zurück. Sie sagt, wenn man genau arbeiten kann und Geduld hat, dann kann man den Visumsantrag auch allein bewältigen. Wichtig sei es nur, sich in die Rolle des Sachbearbeiters bei der Einwanderungsbehörde zu versetzen und kein Detail zu übersehen.
"Schwierig war es nicht das Visum zu bekommen, nur langwierig"
Daria Moon aus Byron Bay
Daria Moon selbst kam als Verlobte eines Australiers nach Australien. Später wandelte sie dann ihr Partnervisum in eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung. Inzwischen hat sie sich vorgenommen, auch die australische Staatsbürgerschaft anzunehmen.
Es gibt aber auch Fälle im komplexen australischen Einwanderungsdschungel, die einfach professioneller Hilfe bedürfen, sagt Einwanderungsagent und Dozent Martin Hildebrand aus Sydney. Mit über 100 Visa-Kategorien und immer strenger werdenden Anforderungen wird es für Antragsteller stetig schwieriger, am Ende auch erfolgreich zu sein, so Hildebrand. Das bestätigt auch Ingrid Neuerer, die mit ihrem Mann versucht hat, sich in Adelaide niederzulassen.
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Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie versucht, als Geschäftsinhaber nach Australien auszuwandern. Insgesamt habe sie der Prozess rund 20.000 Euro, also rund AUS $30.000, gekostet. Aufgrund drastischer Änderungen im Einwanderungsrecht die, wie nicht selten in Australien, kurzfristig verkündet wurden, geht der Plan der Familie Neuerer nun nicht auf. Anfang Juni müssen sie das Land verlassen. Gerade wegen dieser drastischen Änderungen sei es aber notwendig, einen Agenten zu konsultieren, damit man immer auf dem Laufenden ist, so Neuerer.
Anwalt oder Agent - und was ist eigentlich der Unterschied?
Martin Hildebrand war schon in Deutschland als Jurist tätig. Heute ist er Einwanderungsanwalt und unterrichtet auch das australische Einwanderungswesen an der Australian National University. Er sagt, es gibt gute Anwälte, aber auch Agenten. Der Teufel stecke oft im Detail des Visums. Besonders bei komplexeren Einwanderungsfragen rät er, einen Anwalt zu konsultieren, da Agenten oft nur eine ein-jährige Ausbildung hinter sich haben, während Anwälte studierte Juristen sind.
Was kostet ein Visum? Die Regierung gibt Rat.
Bei der Familie Neuerer gingen die Kosten, inklusive Firmengründung, schnell mal in die zehntausende Dollar. Genauer informieren kann man sich über die anstehenden Kosten bei der Einwanderungsbehörde selbst. Dort gibt es einen Pricing Estimator. Allein der Antrag für ein Standard-Partnervisum kostet heute schon fast AUS $7.000. Dazu kommen viele andere Gebühren und Tests, die alle vorab bezahlt werden müssen. Wichtig ist auch, dass die privaten Einwanderungsagenten ebenfalls einen größeren Kostenpunkt ausmachen. Je nach Visum kann die Anwaltsgebühr schnell in die Höhe schnellen.
Flatrate-Preise beim Einwandererberater
Agent ist nicht gleich Agent und Anwalt ist nicht gleich Anwalt. Es lohnt sich auf jeden Fall, verschiedene Kanzleien anzurufen und sich Kostenvoranschläge machen zu lassen. Einige bieten dies kostenlos, andere für eine relativ geringe Gebühr von rund AUS $150. Es gibt sogar Agenten, die einen Festpreis anbieten, damit man sich als Antragsteller nicht auf unvorhersehbare Kosten einlässt.
Immer wieder in die Kritik gerät die Einwanderungsbehörde selbst. Immer mehr muss besonders im Dienstleistungsbereich der Behörde gespart werden und das merkt auch der Antragsteller, trotz der horrenden Gebühren die zuvor fällig waren. Stundenlange Warteschlangen an der Hotline sind keine Seltenheit und auch für Migrationsprofis, wie Martin Hildebrand, nervenaufreibend.

Die Antragsgebühr ist nur der Anfang auf dem Weg zum australischen Visum. Source: www.border.gov.au
Alles andere als eine "hot"-line, die Auskunftsnummer der Behörde 131 881
Während Einwanderer aus früheren Tagen, wie Daria Moon oder Cindy Blamberg, noch vom freundlichen Personal der Behörde schwärmen, hört man 2017 ganz andere Geschichten. Von endlosen Wartezeiten und Emaildiensten berichtet Ingrid Neuerer, die mit der Behörde in Adelaide zu tun hatte. Ihr fehle einfach der persönliche Kontakt zu einem Ansprechpartner, verriet sie SBS Radio.
Wenn es mal alles nicht so glatt läuft, dann kann man in einer Behörde, bei der viel gespart werden muss, schnell in einen frustrierenden Strudel von Hotlines mit Computerstimmen und unbeantworteten Emails geraten. Geduld ist also angebracht, allerdings gibt es noch einen Tipp, den die Einwanderungsveteranen haben, für all die, die sich von der Bürokratie und den hohen Kosten nicht abschrecken lassen.
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Ein wichtiger Tipp für alle Einwanderer
Abroad oder Onshore - Von Übersee aus, oder direkt vor Ort. Diese Frage gilt es auch zu beantworten und die Einwanderer, die wir befragt haben, sagen eindeutig, vor Ort! Man muss hier in Australien sein, um mit weniger Frust zum australischen Visum zu kommen.
Einwandern nach Australien ist also alles andere als leicht, es ist oft langwierig, frustrierend und fast immer kostenintensiv, aber vielleicht ist es ein kleiner Trost, dass nur die Wenigsten je den Schritt bereut haben.