Das Snowy Hydro Scheme - Die Wiege unseres Multikulturalismus

Premierminister Malcolm Turnbull gab am Mittwoch bekannt, dass die Erweiterungsarbeiten am Snowy Mountains Hydro Scheme in zwei Wochen beginnen werden - über 40 Jahre nachdem tausende von Einwanderern das Mammut-Projekt gestartet haben. Als Nachkriegs-Flüchtlinge aus allen Teilen Europa plötzlich im gleichen Boot saßen und zu Freunden wurden.

Snowy Mountains Hydro Plant

Snowy Mountains Hydro Plant Source: ABC

Den Großteil der Arbeiter machten Einwanderer aus, die nach dem 2. Weltkrieg nach Australien gekommen waren: Insgesamt über 100.000 aus 30 verschiedenen Ländern arbeiteten zwischen 1949 und 1974 in den Snowy Mountains in NSW. Bis zu 7.000 Arbeiter waren es zur gleichen Zeit.

Am stärksten vertreten waren Einwanderer aus Deutschland, Griechenland, Italien, Irland und Jugoslawien.

Arthur Bauhammer hat sich mit uns - neben anderen - 2015 zurückerinnert.
Wolfgang Müller sprach für diese SBS-Reportage mit zahlreichen Zeitzeugen:

Snowy Mountains - Der Beitrag der Deutschen

2015 wurde die Reportage beim NSW Premier Multicultural Media Award ausgezeichnet

Wolfgang Müller gewinnt Preis für "Besten Radiobericht"

"Sachkundige Arbeiter waren damals sehr gefragt", sagt Baumhammer.

"Viele Elektrogeneratoren stammen von deutschen U-Booten, die niemals das Wasser erreicht hatten. Doch hier in Australien konnte keiner die Gebrausanweisungen lesen oder wusste, wie man die Geräte in Gang bringt. Deutsche Mechaniker waren also sehr gefragt."
Snowy Mountains Hydro Scheme Workers
Arbeiter am Snowy Mountains Scheme (SBS) Source: SBS
Die Arbeiten begannen im Jahr 1949 nachdem die australische Regierung grünes Licht gab.

Ein derartiges Projekt hatte am australischen Kontinent zuvor nie gegeben.

Die Zustände innerhalb der Tunnel waren allerdings überaus rau. Dreck und Schmutz dominierten das Bild. Außerdem waren die Arbeiten in erster Linie eines: Gefährlich. 121 Arbeiter bezahlten die Arbeit in den Snowys mit dem Leben.

Als Arthur Baumhammer, der mit seinen Eltern gekommen war, zu arbeiten begann, war er gerade einmal 16 Jahre alt.

"Es gab sehr viele Unfälle. Einmal war ich für vier Stunden in nassem Zement gefangen", erinnert er sich heute.

"Außerdem erlitt jeder, der in den Tunnel gearbeitet hat, einen Hörschaden durch den enormen Luftdruck."

Die Bedingungen in den Orten und Camps rund um das Scheme waren nur unwesentlich besser: Bitterkalte Winter und brütend heiße Sommer begleiteten die Arbeiter sowie ihre Angehörigen, die mit ihnen nach Australien gekommen waren.

Grundstein des Multikulturalismus

Doch die neuen Gemeinden, die sich während dieser Zeit formten, dienten als Grundlage des heutigen Multikultalismus, für den Australien heute steht.

Nachkriegs-Flüchtlinge aus allen Teilen Europa saßen plötzlich alle im gleichen Boot.

"Ich hatte einen russischen Nachbarn, einen serbischen, einen spanischen...und plötzlich waren wir hier in Australien alle Freunde. In Europa waren wir Feinde", erinnert sich die Deutsche Girda Wisnowski, die nach Australien mit ihrem Mann gekommen war.

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By Harry Pearl, Maria Schaller

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