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COVID-19-Update für Oktober: Neue Welle für den Sommer erwartet

In ganz Australien ist die Anzahl der COVID-19 Fälle in den letzten Wochen angestiegen. Daher gehen die Experten davon aus, dass wir im Sommer ein weitere Corona-Welle mit neuen Varianten erleben werden. Dennoch wurden sämtliche Pandemiemaßnahmen abgeschafft.

Mature female cook posing with a male young coworker wearing both protective face masks sitting on the floor outside the restaurant they work

Masken werden von Experten weiterhin empfohlen, um Ansteckungen mit den neuen Varianten XBB und BQ.1 zu verhindern. Credit: Juanmonino/Getty Images

Das Wichtigste in Kürze
  • Anstieg von COVID-19-Fällen in ganz Australien
  • Neue Varianten weisen die höchste Immunvermeidung bisher auf, führen aber zu weniger starken Verläufen.
  • Keine Isolationspflicht für COVID-19-Erkrankte mehr
  • Booster-Impfstoff für gefährdete Kinder zugelassen
  • COVID-19 anteckender und schwerer behandelbar als Grippe

Aktuelle COVID-19 Zahlen und neue COVID-Varianten

Die meisten australischen Bundesstaaten und Territorien meldeten für die Woche bis zum 28. Oktober einen Anstieg der wöchentlich neu aufgetretenen COVID-19-Fälle.

Brad Sutton, Chief Health Officer in Victoria, sagte, dass die neuen Varianten XBB und BQ.1 nun etwa 10 Prozent der Gesamtfälle in diesem Bundesstaat ausmachen und die dominierende Subvariante BA.5 überholen könnten. Er wertet dies als Zeichen dafür, das wir uns am Beginn einer neuen COVID-19-Welle befinden.

Er sagte, dass diese Varianten in Übersee stark zunehmen und zu erheblichen Hospitalisierungswellen führen, da sie in der Lage sind, sich der Immunität früherer Infektionen (einschließlich BA.5) zu entziehen und die Immunität früherer Impfungen abnimmt.

Experten raten deshalb dazu, alle empfohlenen Auffrischungsimpfungen wahrzunehmen. Dies gelte vor allem für Menschen über 50 oder mit bereits bestehenden Vorerkrankungen. Auch sollten die gewohnten Vorsichtsmaßnahmen wie Masken, Belüftung, Tests, bei Erkrankung zu Hause bleiben und die verfügbaren COVID-19-Behandlungen weiterhin befolgt werden, um eine Übertragung und Ansteckungen zu reduzieren.

XBB ist eine Rekombination der Unterlinien BA.2.10.1 und BA.2.75. Sie hat eine weltweite Prävalenz von 1,3 Prozent und wurde in 35 Ländern nachgewiesen. BQ.1 ist eine BA.5-Subvariante mit einer weltweiten Prävalenz von sechs Prozent. Sie ist in 65 Ländern nachgewiesen worden.

Für den Sommer wird eine neue Welle erwartet, die aber weniger stark und kürzer sein soll als die vorherigen.

Aktuelle COVID-19-Regelungen

Die australischen Notfallmaßnahmen gegen COVID-19 endeten am 14. Oktober. Demnach müssen sich positive Fälle nicht mehr isolieren.

Nach dem Wegfall der Isolationspflicht bei einer COVID-19-Erkrankung raten Epidemiologen dringend dazu, bei Erkältungs- oder grippeähnlichen Symptomen wie laufender Nase, Halsschmerzen, Husten oder Fieber zu Hause zu bleiben und sich testen zu lassen. Denn nur wer positiv getestet wurde, hat Zugang zu wichtigen oralen Behandlungen, einschließlich antiviraler Medikamente.

Bei einer Erkrankung mit dem Coronavirus kann man bis zu 10 Tage lang, aber auf jeden Fall bis zum Ende der Symptome, infektiös sein. Am ansteckendsten ist man allerdings schon in den zwei Tagen vor Beginn von Symptomen.

Die Australian Medical Association weist darauf hin, dass Australier, die positiv auf COVID-19 getestet wurden, bis zum 31. Dezember weiterhin Medicare-Rabatte für telemedizinische Dienstleistungen in Anspruch nehmen können, die von einem Hausarzt oder anderen Ärzten erbracht werden.

Zulassung des COVID-19-Impfstoffs für gefährdete Kinder

Die Australian Technical Advisory Group on Immunisation (ATAGI) hat den pädiatrischen Impfstoff von Pfizer als Auffrischungsimpfung oder vierte Dosis für gefährdete Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren zugelassen. Die Auffrischungsdosis steht nur Kindern mit einer schweren Immunschwäche, einer Behinderung oder einer komplexen Mehrfacherkrankung zur Verfügung.

Die ATAGI empfiehlt einen Abstand von drei Monaten zwischen der letzten COVID-19-Infektion oder Erstimpfung und der Auffrischungsdosis. Kinder, deren Immunsystem stark geschwächt ist, kommen für eine dritte Primärdosis in Frage.

COVID-19 anteckender und schwerer behandelbar als Grippe

Die Entscheidung, die Notfallmaßnahmen auszusetzen, hat eine Debatte darüber ausgelöst, ob COVID-19 nun wie die Grippe behandelt werden soll.

Der Präsident der Australian Medical Association, Professor Steve Robson, sagte, COVID-19 und die Grippe hätten ähnliche Symptome. Beide Viren unterscheiden sich jedoch deutlich voneinander: "COVID ist in der Regel infektiöser und verändert seine Natur schneller," sagte Robson. Auch lasse die Immunität nach einer Impfung oder durch eine Erkrankung schnell nach, was Menschen anfällig für Mehrfachinfektionen mache, so Robson. Dies kommt bei der Grippe eher selten vor.

Professor Ian Barr, Influenza-Experte vom Doherty Institute, weist darauf hin, dass es auch in der Wirkung der Impfstoffe Unterschiede gibt. So kann ein COVID-19-Impfstoff eine Ansteckung nicht wirksam verhindern aber in vielen Fällen vor einem schweren Verlauf oder dem Tod schützen. Barr zufolge schützen Influenza-Impfstoffe besser vor einer Infektion und vermeiden gleichzeitig eine schwere Erkrankung.

Ein weiterer großer Unterschied ist, dass das Coronavirus zu langanhaltenden Symptomen führen kann, bekannt als Long-COVID. Die Experten weisen auch darauf hin, dass die Behandlung einer COVID-19-Erkrankung im Krankenhaus enorm aufwendig ist und daher nicht mit einer Grippe-Erkrankung zu vergleichen ist.

Der Bundeshaushalt und Long-COVID Forschung

Australien hat im Bundeshaushalt 2,6 Milliarden Dollar für die Bekämpfung von COVID-19 eingeplant. Die Mittel sind hauptsächlich für die Bereitstellung von Impfstoffen und persönlicher Schutzausrüstung bestimmt.

Die Labor-Regierung sah sich jedoch der Kritik ausgesetzt, dass sie - ähnlich wie die USA und das Vereinigte Königreich - keine spezifischen Mittel für Long-COVID bereitgestellt hat.

Als Reaktion auf die Kritik erklärte Bundesgesundheitsminister Mark Butler, seine Regierung finanziere die Erforschung von Long-COVID und erwarte einen entsprechenden Bericht des parlamentarischen Ausschusses.

Auch die Entscheidung der Labor-Regierung, die 50:50-Kostenteilungsvereinbarung mit den Bundesstaaten und Territorien für COVID-19-Ausgaben im Dezember zu beenden, hat Kritik nach sich gezogen. Die Australian Medical Association (AMA) wies darauf hin, dass die Entscheidung verheerende Auswirkungen auf die Krankenhäuser haben werde.

Untersuchung zum Umgang der Regierung mit der Pandemie

In einer unabhängigen Untersuchung zum Umgang der Behörden mit der COVID-19-Pandemie wurde festgestellt, dass unentbehrliche Arbeitskräfte, Frauen, Kinder, Bewohner von Altersheimen, Menschen mit Behinderungen, ethnische Gemeinschaften und internationale Studenten die Hauptlast der Pandemie zu tragen hatten.

In dem Bericht heißt es, Regierungen und Unternehmen hätten die wirtschaftliche Unterstützung fair und gerecht verteilen müssen. Abriegelungen und Grenzschließungen hätten seltener eingesetzt werden müssen, Schulen hätten geöffnet bleiben und ältere Australier besser geschützt werden müssen.

Der Bericht erkennt an, dass Regierungen und öffentliche Bedienstete damals mit viel Unsicherheit ihre Entscheidungen trafen. Die Autoren sind aber davon überzeugt, dass rückblickend erhebliche Fehler gemacht wurden.

Premierminister Anthony Albanese sagte, der Bericht gebe Anlass zur Besorgnis und werde in jede nationale Untersuchung einfließen, die die Labor-Regierung in Zukunft durchführen werde. "Wir müssen die Lehren aus der Pandemie ziehen," sagte er gegenüber Reportern.

 



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Published

Updated

By Julia Grewe
Source: SBS

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