Aufsehen erregten jüngste Berichte in britischen oder amerikanischen Medien, inklusive Social Media, die den angeblichen Tod des weltgrössten Korallenriffs beklagten und mit einem Nachruf für immer Abschied von ihm nahmen. Andere Berichte hingegen schossen in die entgegengesetzte Richtung und wuschen das Riff rein: nichts laufe schief, es sei in absolut bester Gesundheit.

Source: www.greenpeace.org.au
Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte, meint die "Great Barrier Reef Marine Park Authority" in Townsville
Abgestorben sind im vergangenen heissen Sommer in Australien tatsächlich einige Korallen, das räumte die Marinepark-Behörde ein: fast ein Viertel der Korallen, also rund 22 Prozent. Grund dafür sei die schlimmste Korallenbleiche, die das Riff je erlebt hatte. Sie geht auf das Wetterphänomen El Nino zurück und den Anstieg der Meerestemperaturen durch den Klimawandel. Allerdings sei die Korallendecke in den drei Jahren vor der jüngsten Bleiche insgesamt um 19 Prozent gewachsen. Das Great Barrier Reef sei nach wie vor ein belastbares ökologisches System, meint David Wachenfeld von der Marinepark-Behörde.

Source: www.greatbarrierreef.org.au
Die Todesnachrichten über das Great Barrier Reef sind übertrieben
Das meint auch Dr. Sebastian Ferse vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie in Bremen, Deutschland. Dennoch müsse sein jetziger Zustand ernst genommen werden. Die beste Restauration sei eine passive Restauration, das heisst Restauration durch Schutzmassnahmen. Um solche bemüht sich die Marinepark-Behörde mit zum Beispiel Ankerverbot für gewisse Schiffe, der Einrichtung eines Zonenplans, in dem vorgeschrieben ist, wer was wo tun darf oder unterlassen muss. Eine weitere umfangreiche Massnahme ist die Bekämpfung der Seesterne, die sich durch die Wasserverschmutzung bedrohlich ausgebreitet haben.
Bremer Forscher will eine zündende Idee zur Rettung des Great Barrier Reef haben
Federführer dieses Projekts ist Dr. Andreas Kunzmann vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie in Bremen. Seine Vorstellung ist es, widerstandsfähige Korallen zu züchten und zu verbreiten. Doch in einem Interview mit dem Magazin Spiegel zeigte sich Kunzmann trotz allem skeptisch. Selbst wenn sein Labor im grösseren Massstab widerstandsfähige Larven züchten und diese auf gefährdete Riffe setzen kann: langfristig werde man das Sterben nicht aufhalten können. Der Stress für die Korallen sei einfach zu gross.

Source: www.greatbarrierreef.org.au
Klimawandel, Wasserverschmutzung und Überfischung sind die grössten Killer
Eine Hoffnung besteht im diesjährigen, vom Wetterbüro vorhergesagtem "durchschnittlichen" Sommer. Für die Erholung der gestressten Korallen sei dies eine gute Nachricht, meint die Marinepark-Behörde.