Die Hauptperson des Romans „Gehen, ging, gegangen“ ist ein gerade emeritierter Professor namens Richard, der auf dem Berliner Oranienplatz Asylsuchende trifft und damit zunächst hauptsächlich Antworten auf seine eigenen Fragen sucht. Denn die jungen Männer müssten ja wissen, wie man die Zeit am besten rumschlägt, wenn man zu viel davon hat, denkt er sich, oder wie sich der Verlust geliebter Menschen anfühlt und wie man damit umgeht. Richard ist Altphilologe und auch die griechischen Götterwelten und Sagen finden Eingang in den Roman, denn er gibt den Asylsuchenden die Namen der Sagengestalten, die ihn an die Schicksale der Vertriebenen erinnern. Es ist ein langsames Herangehen, ein vorsichtige Kennenlernen, welches sich dann zu einem immer intensiver werdenden Engagement für die Flüchtlinge ausweitet und zumindest kurzzeitig, auf ein positives Ende zusteuert, jedenfalls für Richard; denn der weiße Europäer lernt zum Schluss von den Afrikanern, wer er eigentlich ist.
Im Gespräch: Jenny Erpenbeck

Jenny Erpenbeck bei SBS Source: Trudi Latour
Noch nie gab es so viele Vertriebene wie heute - und noch nie war die Frage, wie man mit den vielen Asylsuchenden umgehen soll, politisch so umstritten. Die preisgekrönte deutsche Autorin Jenny Erpenbeck hat einen Roman über dieses Thema geschrieben, mit dem Titel: Gehen, Ging, Gegangen. Wir sprachen mit ihr über ihre Recherche, die Beziehungen die sich aus ihren Interviews mit den Asylsuchenden entwickelt haben und die Frage, ob man den Menschen mit einem Buch einen neuen Zugang zu dem Thema verschaffen kann.
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