Kult-Krokodil „Old Faithful“ gefangen – Streit um Rechte der First Nations im Rinyirru-Nationalpark

Australia Zoo Imagery

Steve Irwin posiert mit einem Salzwasser-Krokodil im Australia Zoo in Beerwah am September 16, 2006. Credit: Handout/Getty Images

Im Nordosten Australiens sorgt die Gefangennahme des legendären Salzwasserkrokodils „Old Faithful“ für Protest. Das Tier, das einst durch Steve Irwin bekannt wurde, wurde von den Behörden als Sicherheitsrisiko eingestuft und in eine staatliche Einrichtung gebracht. Die traditionellen Landbesitzer sprechen jedoch von einer „unrechtmäßigen Festnahme“ und werfen der Regierung von Queensland fehlerhafte Tests, mangelnde Transparenz und Missachtung indigener Rechte vor.


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Barbara Barkhausen: Im Rinjero Nationalpark, wo der Busch ans Wasser

grenzt und Touristen am Ufer ihre Angel auswerfen,

fehlt seit Wochen ein markanter Bewohner. Hier

wurde Old Faithful gefangen, das

Salzwasserkrokodil, das Steve Irvin einst berühmt

machte und das nun zum Politikum geworden ist. Das

mehr als vier Meter lange Salzwasserkrokodil

wurde. Von den Behörden von Queensland aus der

Wildnis entfernt und in eine staatliche

Einrichtung gebracht. Nun verlangen die indigenen

Landbesitzer seine Freilassung. Sie sprechen von

einer unrechtmäßigen Festnahme, wie die

australische Ausgabe von the Guardian berichtet.

Die Rhaenyra Lakefield Aboriginal Corporation

wandte sich in einem offenen Brief an die

Regierung von Queensland. Old Faithful wurde auf

Grundlage eines fehlerhaften und veralteten Tests

gefangen, schrieb der Vorsitzende Alwyn Lyell an

den Umweltminister Andrew Powell. Das zeige ein

tiefer liegendes Problem im Management der

Krokodile. Der Fall hat damit eine Dimension, die

über die zoologische Frage Wer entscheidet

darüber, wann ein Tier als Bedrohung gilt,

staatliche Ranger oder jene Menschen, die das Land

seit Generationen bewohnen. Old Faithful ist in

Australien kein unbekannter Name. Das rund

viereinhalb Meter lange Salzwasserkrokodil mit der

markanten weißen Narbe über Bauch und Kiefer war

bereits in den er Jahren Teil von Steve Irvins

Fernsehserie the Crocodile hunter, der

weltberühmten Doku Reihe des 2006 verstorbenen

Tierforschers und Naturschützers. Rund drei

Jahrzehnte später tauchte der Reptilienveteran

erneut in den Akten der Umweltbehörde auf, diesmal

allerdings nicht als Schauobjekt, sondern als

Sicherheitsrisiko. Laut Ministerium soll Ode

Faithful an einem beliebten Angelplatz im

Riniro-Nationalpark auffälliges Verhalten gezeigt.

Haben. Er sei Menschen zu nahe gekommen, ein

Grund, das Tier im Interesse der öffentlichen

Sicherheit zu entfernen. Die Riniro Aboriginal

Corporation stellt diese Darstellung in Frage.

Lyell zufolge hätten die Behörden während der

angeblichen Konsultation wichtige Informationen

zurückgehalten und das Verhalten des Krokodils

bewusst falsch eingeschätzt. Besonders kritisiert

er den sogenannten simulierten Angeltest, ein

Verfahren, bei dem Ranger ein Krokodil mit einem

Köder anlocken, um seine Reaktion zu beurteilen.

Wenn sie einen Barramundi an einem Seil rauswerfen

und wieder reinziehen und rauswerfen, dann werden

sie früher oder später die Aufmerksamkeit dieses

Krokodils bekommen, sagte Lyle dem Guardian. Das

sei so, als würde man einem Kasuga ständig Bananen

zuwerfen, bis er frisst oder einen Dingo treten,

bis er beiße. Nach Auffassung der Landbesitzer

wurde zudem das falsche Tier gefangen. Das

kleinere, abgemagerte Krokodil, das zeitgleich in

eine Falle ging, sei das eigentliche

Problemkrokodil gewesen. Lyle lenkt den Blick auch

auf das Verhalten von Touristen und Touristinnen,

das nach Ansicht vieler Ranger die Tiere zunehmend

an Menschen gewöhnt. Der Riniro Nationalpark ist

ein beliebtes Ziel für Angler Naturreisende. Dass

die Besucher und Besucherinnen an manchen

Flussufern Fleisch oder Fischreste ins Wasser

werfen, ist offiziell verboten, kommt aber dennoch

vor. Die Fütterung erhöht das Risiko von Angriffen

und führt immer wieder zu Forderungen, besonders

große Tiere einzufangen oder zu töten. Die

Auseinandersetzung um Old Faithful fällt in eine

Zeit, in der die Spannungen zwischen Mensch und

Krokodil wieder zunehmen. Erst im August 2024 kam

im etwa drei Autostunden entfernten Cook. Town ein

Urlauber ums Leben, nachdem ein fast 5 Meter

langes Krokodil ihn in einen Fluss gezogen hatte.

Der tragische Vorfall sorgte landesweit für

Diskussionen über Sicherheit und Bestandszahlen.

Australien gilt als Heimat der größten

Salzwasserkrokodilpopulation der Welt. In

Queensland Leben nach Schätzungen bis Tiere im

Northern Territory. Rund. Die Reptilien stehen

seit den er Jahren unter Schutz, nachdem die

unregulierte Jagd sie fast ausgerottet hatte.

Seither haben sich ihre Bestände erholt und die

Begegnungen mit Menschen nehmen zu. Fachleute wie

Brendan Siddelow von der Charles Darwin University

warnen dennoch vor überzogenen Reaktionen. Es gibt

keine Beweise dafür, dass ihre Zahl zu hoch ist,

schrieb der Forscher im vergangenen Jahr. Tödliche

Attacken seien extrem selten. Die meisten Unfälle

gingen auf menschliches Fehlverhalten oder

Leichtsinn zurück. Für die traditionellen Besitzer

des Rinjeru-Gebiets ist Old Faithful. Mehr als ein

Tier. Er ist Teil des Ökosystems und in gewissem

Sinn ein Angehöriger des Landes. Lyell fordert,

dass alle Fallen im Park abgebaut werden, bis

neue, gemeinsam mit den lokalen Gemeinschaften

erarbeitete Regeln in Kraft treten. Old Faithful

könnte 80 oder 100 Jahre alt sein. Er verdient es,

sein Leben in Frieden zu Ende zu leben, sagte

Lyle. Er gehört nicht der Regierung von

Queensland. Er gehört Rhin und Rhin gehört ihm.

Das war für SBS Audio. Barbara Barkhausen.

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