Die Opfer der australischen Visa-Reform

Sie trugen zum Wohl der Gesellschaft bei, nun müssen sie gehen.

Sie trugen zum Wohl der Gesellschaft bei, nun müssen sie gehen. Source: flickr_Pranab Chatterjee

Kaum ist die Visa-Reform verkündet worden, spricht man schon von ersten Opfern. Fünf Beispiele von Einwanderern aus europäischen Ländern.


Die Geschichte von Ingrid und Michael Neuerer aus Adelaide schlug letzte Woche grosse Wellen. Aufgrund der Reform des 457-Visums sieht sich das deutsche Paar genötigt, ihr Bodenfliesen-Geschäft nach eineinhalb Jahren aufzulösen und nach Deutschland zurückzukehren.
Ingrid und Michael Neuerers Geschichte

Zur Rückkehr gezwungen

Überraschend

Die überraschende Ankündigung der Reform letzte Woche liess manche im Glauben, dass womöglich vorwiegend Menschen aus dem Subkontinent betroffen sein dürften. Doch die Reform zieht weite Kreise und besiegelt auch das Schicksal von Einwanderern aus europäischen Ländern.

Camilla Guglielmi

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(Camilla Guglielmi und ihr Sohn Vieri)

Die 35-jährige Italienierin kam 2015 mit ihrem Partner und ihrem Sohn nach Australien. Ursprünglich planten sie, mit einem Studentenvisum für ein Jahr zu bleiben. Doch sie lebten sich schnell ein, Camilla Guglielmi fand einen Job als Marketing Managerin in einer Catering-Firma, und ihr Sohn wurde eingeschult. Camilla Guglielmi beantragte im Dezember ein 457-Visum. Doch die kürzliche Reform schliesst die Berufsgattung wie die ihrige für Kleinunternehmen aus.

Hätten wir gewusst, dass wir keine Chance auf ein permanentes Visum haben, wären wir nicht länger geblieben, sagt Frau Guglielmi. Dass die Änderungen auch rückwirkend für laufende Anträge gelten, sei nicht fair. Das sei wie wenn man die Regeln während eines Spiels ändert.

Arthur Favier

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(Arthur Favier, sein Hund, Freunde und Bruder am Australia Day 2015)

Der 27-jährige Franzose startete vor drei Jahren ein Marketing Business, wofür er sich ein 457-Visum gesichert hatte. Daraufhin erhielt er ein Bridging-Visum, während sein Antrag auf ein neues 457-Visum läuft.

Die Änderungen im Visumverfahren bedeuten, dass sein Beruf als „Corporate Treasurer“, mit dem er sein Visum beantragte, nicht mehr länger qualifiziert ist. Arthur Favier wird seinen Betrieb auflösen müssen.

Es sei, als ob von dir verlangt wird, dein Kind zu verlassen, sagt Arthur Favier. Er schrieb einen Brief an Premierminister Malcolm Turnbull, in dem er hervorhebt, dass seine Firma $19.000 in ein TAFE-Fond einbezahlt habe, das junge Australier im IT-Bereich fördert. Auch beschäftige er zurzeit 80 mehrheitlich Gelegenheitsarbeiter, die in Sydney, Melbourne, Brisbane und Perth Flugblätter austeilen.

Arthur Favier erwartet keine Reaktion auf den Brief, möchte aber die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen, dass die Visa-Reform Kleinunternehmen und australische Jobs schädigen kann.

Nicola Luigi Quarta

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(Nicola Luigi Quarta, rechts, und Freunde)

Der 27-Jährige aus Italien ist in Australien mit einem Bridging-Visum, nachdem er im Oktober als „Corporate Services Manager“ Antrag auf ein 457-Visum gestellt hatte. Er lebt seit 2015 auf dem Kontinent, hat eine feste Freundin, Freunde und Arbeitskollegen. Ausserdem ist er aktives Mitglied einer Footy-Mannschaft in Südaustralien. Nicola Luigi Quarta erwartet, dass sein Antrag abgelehnt wird und er so niemals Aussicht auf ein permanentes Visum haben wird.

Iris van der Staak

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(Von links nach rechts: Arbeitgeberin Liz Kaelin, Einwanderin Iris van der Staak)

Die Holländerin arbeitet als „Marketing Specialist“ für eine Catering-Firma. Ihre Arbeitgeberin und Firmengründerin, Liz Kaelin, beschreibt sie als eine aussergewöhnlich talentierte und engagierte Arbeiterin. Iris van der Staak trug entschieden dazu bei, den Umsatz der Firma in acht Monaten zu verdreifachen.

Kleinunternehmen, wie das von Liz Kaelin, sind davon ausgeschlossen, Marketing-Spezialisten mit einem 457-Visum einzustellen. Kaelins Anfrage bei der Regierung, für ihr Start-Up-Unternehmen eine Ausnahme walten zu lassen, blieb fruchtlos.

Australiens Verlust ist Hollands Gewinn, meint Liz Kaelin.


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