Visa-Reform: Die Verunsicherung ist groß, viele Anträge liegen auf Eis

In Australien eine Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten, gleicht manchmal einem Glücksspiel

Migration industry is alarmed by reports of wide scale defrauding of the Australian Department of Immigration's skilled visa program. Source: AAP

SBS German klärt mit Einwanderungsagent Johannes Kunz in Brisbane aktuelle Fragen rund um die geänderten Sponsorship-Visa sowie allgemeine rund um die Einwanderungsmöglichkeiten für Deutschsprechende nach Australien. "Ich rate jedem, sich nicht abschrecken zu lassen", sagt der Experte.


Im dieswöchigen "Servus Österreich" kommt Einwanderungsagent Johannes Kunz, Jurist aus Wien, zu Wort.

Neben seinem persönlichen Werdegang gibt der Experte Auskunft über aktuelle Visa-Fragen.

Große Verunsicherung

Die letztwöchige Ankündigung der groß angelegten Reform der Arbeitsvisa hat viel Staub bei den Beteiligten aufgwirbelt.

Einwanderungsagent Johannes Kunz:

"Was ich insbesondere mitbekommen habe, ist, dass bei den meisten Arbeitgebern eine große Verunsicherung herrscht verständlicherweise und deswegen die meisten Sponsorships oder vorgehabten Nominierungen fürs Erste mal aufs Eis gelegt wurden. Also da muss erst einmal ein bisschen Ruhe wieder einkehren, bevor da weiter gesponsert wird."

Altersgrenze heruntergesetzt

Die Abschaffung des 457 Programms bringt eine Reihe von Änderungen, allen voran eine gekürzte Liste an gesponserten Berufen, strengere Auswahlkriterien und ein erschwerter Zugang zur Permanent Residency.

Kunz: "Die größte Änderung und der größte Nachteil, der jetzt passiert ist, ist, dass die Altersgrenze für ein permanentes Visum weitgehend von 50 auf 45 Jahre heruntergesetzt wurde, was für Einige eine kleinere oder größere Katastrophe darstellt, die bereits in Australien sind und gehofft haben, dass sie durch ihren Arbeitgeber auch an ein permanentes Visum kommen."
Ingrid und Michael Neuerer sind von der Änderung der Altersgrenze unmittelbar betroffen:

Zur Rückkehr gezwungen

Besonders betroffen: Der Marekting-Bereich

Von der Fachkräfte-Liste wurden vergangene Woche 216 Berufsgruppen gestrichen. "Die klassischen Sponsorship-Berufe wie Ingenieure, Leute aus dem IT-Bereich usw. sind nach wie vor auf der Liste", sagt Kunz. "Viele Deutsche und Österreicher sind allerdings im Marketing-Bereich gesponsert worden, doch mit diesem Beruf wird es jetzt wesentlich schwieriger, ein permanentes Visum zu bekommen."
Diese Berufsgruppen werden von der Liste gestrichen:

Neue Fachkräfteliste für Einwanderung nach Australien veröffentlicht

In Zukunft weniger Fachkräfte aus dem deutschsprachigen Raum?

Die Änderungen rund um die Arbeitsvisa lassen vermuten, dass auf lange Sicht weniger qualifizierte Arbeitskräfte aus dem deutschsprachigen Raum nach Australien kommen, da die Anforderungen gestiegen und die Aussichten auf PR gesunken sind. Kunz stimmt grundsätzlich zu, sagt aber auch: "Kann sein. Grundsätzlich planen Leute, die nach Australien einwandern wollen, aber oft ein Arbeitgeber-Sponsorship nur als Plan B ein und versuchen es als Plan A unabhängig von einem Arbeitsgeber - über die Visa mit Punktetest. Außerdem meine ich, dass die Arbeitgeber-Visa immer noch als Sprungbrett genommen werden können, auch wenn es nur zwei Jahre sind, um in diesen zwei Jahren ein Fachkräftevisum über den Punktetest vorzubereiten."

Einwanderungsagent Johannes Kunz betont, dass man trotz der geänderten Gesetzeslage an seinem Plan festhalten und sich nicht entmutigen lassen sollte: "Man sollte sich von diesen aktuellen Änderungen aber nicht abschrecken lassen. Ich rate, wenn man nach Australien auswandern möchte, dass man diesen Plan trotzdem weiter verfolgt und sich insbesondere gut informiert. Es sind noch einige Fragen offen, die sich erst im Laufe der nächsten Wochen klären werden, hoffentlich. Es sind einige Anfragen gestellt worden, aber Änderungen gibt es grundsätzlich ständig."

Viele greifen auf Experten zurück

Viele Einwanderungswillige holen sich Hilfe von Einwanderungsagenten wie Johannes Kunz: "Studenten- oder Visitor-Visa sind grundsätzlich kein Problem. Arbeitgeber-Sponsorships, das das ohne die Hilfe eines Einwanderungsagenten gemacht wird, ist eher die große Ausnahme, insbesondere, weil da die Arbeitgeber kein großes Interesse daran haben, dass die Arbeitnehmer Einsicht in viele der Unternehmespapiere haben.
Es kommt immer darauf an, wieviel Zeit und Energie man investieren möchte. Grundsätzlich geht alles viel schneller, wenn man einen Einwanderungsagenten beauftragt und die Erfolgsquote ist dementsprechend höher"

Seine Branche sei durch die zahlreichen Änderungen jedenfalls einem ständigen Wandel unterlegen, was auch eine Herausforderung an ihn als Agenten darstellt: "Nicht nur die Visa-Kategorien und die Voraussetzungen, auch die einzelnen Berufsanerkennungsbehörden. Jede Berufsgruppe hat quasi ihre eigene Behörde.
Vor jeder neuen Konsultation muss man quasi nochmal alles überprüfen, ob sich etwas geändert hat.
Und wie man gesehen hat, es passiert wirklich über Nacht."
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Einwanderungsagent Johannes Kunz aus Brisbane. Weitere Informationen finden Sie hier.


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