Zu viel Schlaf – Mythos oder Gesundheitsrisiko?

A man lies on his front, snuggled into a pillow, in an exhausted state

Manche Studien warnen vor den Risiken von zu viel Schlaf, doch stimmt das wirklich? Source: Moment RF / Catherine Falls Commercial/Getty Images

Schlaf gilt als eine der wichtigsten Säulen unserer Gesundheit – doch während zu wenig Schlaf bekanntermaßen schadet, warnen manche Studien auch vor den Risiken von zu viel Schlaf. Stimmt das wirklich? SBS-Korrespondentin Barbara Barkhausen hat sich mit dem Thema beschäftigt und gibt praktische Tipps für eine bessere Schlafqualität – und klärt auf, warum der TikTok-Trend „Mouth Taping“ lebensgefährlich sein kann.


Benjamin Kanthak: Wir alle wissen, zu wenig Schlaf ist ungesund,

aber immer öfter liest man auch, dass zu viel

Schlaf der Gesundheit schaden soll. Stimmt das

wirklich oder ist das nur ein Mythos? Genau

darüber spreche ich jetzt mit meiner Kollegin

Barbara Barkhausen, die sich das Thema genauer für

uns angeschaut hat. Sie ist jetzt bei mir. Hallo

Barbara.

Barbara Barkhausen: Hallo Benjamin. Wirst du schon müde bei uns?

Benjamin Kanthak: Am Thema zu viel schlafen? Fangen wir mal ganz

grundsätzlich Schlaf gilt ja als eine der

wichtigsten Säulen unserer Gesundheit. Warum aber

eigentlich?

Barbara Barkhausen: Schlaf ist absolut lebenswichtig. Während wir

schlafen, regeneriert sich unser Körper. Die

Muskeln erholen sich, die Erinnerungen werden

gefestigt, Emotionen werden verarbeitet. Deshalb

empfiehlt also die australische Sleep Health

Foundation für Erwachsene im Schnitt sieben bis

neun Stunden Schlaf pro Nacht. Weniger als sieben

Stunden. Das wirkt sich bei den meisten Menschen

dann schon negativ auf Körper und Psyche aus, zum

Beispiel.

Benjamin Kanthak: Das kann ich nur bestätigen. Zu wenig Schlaf macht

müde, gereizt und man ist auch teilweise geht es

mir auch unkonzentrierter den Tag danach. Aber was

passiert langfristig, wenn wir dauerhaft zu wenig

schlafen?

Barbara Barkhausen: Nun, dann kann es tatsächlich richtig ernst

werden. Schlafmangel, erhöhtes Risiko für Herz

Kreislauf Erkrankungen, für Diabetes Typ 2, für

Depressionen, sogar für Krebs. Studien zeigen aber

auch wer regelmäßig zu wenig schläft, hat

tatsächlich ein höheres Sterberisiko.

Benjamin Kanthak: Also vorm Schlafengehen noch anderthalb Stunden

Doomscrolling betreiben ist dann nicht die beste

Routine und dann viel zu spät ins Bett kommen.

Alles klar, Wer hätte es gedacht? Okay, so weit,

so klar. Aber jetzt hören wir immer ö auch zu viel

Schlaf soll ungesund sein. Was steckt denn

dahinter?

Barbara Barkhausen: Nun, es gibt tatsächlich einige Studien, die das

vermuten lassen würden. Es gab Dann eine große

Meta Analyse von 19 70 Untersuchungen, die hat

gezeigt, Menschen, die weniger als sieben Stunden

schlafen, die hatten ein um 14 Prozent erhöhtes

Sterberisiko. Aber und jetzt kommt's Bei mehr als

neun Stunden Schlaf lag das Risiko dann sogar bei

34 Prozent.

Benjamin Kanthak: Was mehr 34 Prozent. Okay, heißt das, wir sollten

auf keinen Fall länger als neun Stunden schlafen.

Muss ich jetzt mit Angst, wenn ich verschlafe,

wenn ich reinschlafe, muss ich mit Angst

reinschlafen?

Barbara Barkhausen: Nun nicht unbedingt Ich fand es ganz interessant,

zwei australische Schlafforscherinnen, die

Charlotte Gupta und Gabrielle Rigne, die haben das

jetzt mal ein bisschen eingeordnet, die sagen,

diese Studien zeigen zwar tatsächlich einen

Zusammenhang, aber das ist nicht unbedingt eine

Ursachewirkung. OK, sprich der viele Schlaf, der

macht die Menschen im Normalfall nicht krank, aber

der viele Schlaf ist oftmals ein Symptom für

bestehende Probleme.

Benjamin Kanthak: Verstehe. Okay, das macht auch Sinn. Das heißt,

wer krank ist, der schläft dann eher länger und

nicht umgekehrt.

Barbara Barkhausen: Ja, ganz genau. Also Menschen mit chronischen

Erkrankungen oder mit schlechter Schlafqualität,

die verbringen mehr Zeit im Bett. Medikamente,

rauchen, Übergewicht, spielen da oft auch rein. Es

verzerrt alles die Statistik und die

Forscherinnen, die formulieren das Menschen

schlafen möglicherweise mehr wegen bestehender

Gesundheitsprobleme, aber nicht, weil der viele

Schlaf diese verursacht.

Benjamin Kanthak: Da muss ich gleich wirklich gehen reden zu viel

über Schlaf. Ich bin jetzt auch wirklich bisschen

beruh, hab schon kurz Angst gekriegt, weil ich

liebe meinen Schlaf. Das klingt aber nach einer

wirklich wichtigen Klarstellung, weil wenn man das

so hört, ist es natürlich super Clickbait, mega

Headline, zu viel Schlaf, noch tödlicher 34

Prozent. Aber Barbara, was ist denn dann die

richtige Schlafdauer? Klär uns doch mal auf, wo

sollten wir da liegen?

Barbara Barkhausen: Nun, die ist individuell verschieden. Also ich bin

mit sieben Stunden sehr happy. Unter sieben

Stunden ist ein bisschen kranklich. Also heute hat

mein Hund mich mehrmals.

Benjamin Kanthak: Aufgeweckt, muss ich aufpassen, hat nämlich

geregnet.

Barbara Barkhausen: Das mag sie nicht so gerne, hat.

Benjamin Kanthak: Auch ein schönes Fell, da will man auch bei Regen

raus. Für die, die es nicht wissen, Barbara hat

einen wunderschönen weißen, fluffigen Hund, also.

Barbara Barkhausen: Heute bin ich nicht so gut drauf, aber sobald ich

7 Stunden habe, bin ich eigentlich happy. Okay,

mein Mann, der braucht acht Stunden, sonst ist der

nicht mehr ansprechbar.

Benjamin Kanthak: Oha.

Barbara Barkhausen: Also wie gesagt, individuell verschieden.

Jugendliche brauchen oft acht bis zehn Stunden.

Auch ältere Menschen liegen oftmals länger im

Bett, aber die brauchen nicht unbedingt mehr

Schlaf, sondern da ist eben der Schlaf dann oft

unterbrochen, dann bleiben sie länger liegen. Für

die meisten Erwachsenen gilt aber wirklich sieben

bis neun Stunden sind der gute Richtwert und

wichtig ist dabei übrigens nicht nur die Dauer,

sondern auch die Qualität und ein regelmäßiger

Schlaf Wach Rhythmus. Also dieses wirklich

pünktlich jeden Tag zur gleichen Zeit ins Bett

gehen, zur gleichen Zeit wieder aufstehen, nicht

untertags noch mal fünf Nickerchen machen, weil

dann schläft man eben nachts wieder schlecht.

Benjamin Kanthak: Ja, Smartwatches sind da auch ein gutes Tool. Also

ich werde auch Ich gucke jetzt immer auf meine

kleine Smartwatch am Morgen, wie meine

Schlafqualität war und irgendwie deckt sich das

ganz gut. Es gibt aber sicher da auch Tipps von

den Forschenden, oder wie man das erreichen kann.

Also eine gute Schlafqualität, ja, die sind.

Barbara Barkhausen: Relativ naheliegend, muss ich sagen. Also tagsüber

aktiv sein, ausreichend Tageslicht tanken, also

wirklich mal rausgehen an die frische Luft, an die

Sonne gehen, abends weniger Bildschirmzeit, ein

ruhiges, dunkles Schlafzimmer. Das alles hilft

natürlich. Und ganz wichtiger Tipp aber, und das

haben wir, glaube ich, jetzt auch schon

rausgehört, wer regelmäßig deutlich länger schläft

als sonst, der sollte das tatsächlich medizinisch

abklären lassen.

Benjamin Kanthak: Das liegt nahe. Bevor wir Schluss machen hier.

Barbara Es gibt ja noch so einen TikTok Trend,

gibt es ja ganz viele, aber von dem gerade ganz,

ganz viel reden Mouth Taping, dann gab es auch

Bücher zu und so weiter und so fort. Also den Mund

nachts zukleben. Was hat es damit auf sich?

Barbara Barkhausen: Nun, davon raten die Experten und Expertinnen

tatsächlich dringend ab. Das muss man mal ganz

deutlich sagen. Ich habe mir dann auch einen extra

einen Aufsatz nochmal durchgelesen von der

australischen Psychologin Moira Junge von der

Monash University und die Bitte kleben Sie sich

nachts nicht den Mund zu, egal was TikTok

behauptet. Wer hätte es gedacht? Eine neue Studie

hat nämlich gezeigt, die angeblichen Vorteile sind

minimal, aber die Risiken, die sind enorm. Im

schlimmsten Fall kann man natürlich einfach

ersticken, gerade wenn die Nase verstopft ist.

Internationale Fachgesellschaften, die warnen

davor und die Expertinnen, die betonen auch, wer

Schlafprobleme hat, der sollte medizinischen Rat

suchen. Definitiv niemals Social Media Trends

folgen.

Benjamin Kanthak: Ja, ist eigentlich Wahnsinn, dass man das noch mal

erwähnen muss, aber ist auf jeden Fall ein guter

und wichtiger Punkt. Das klingt nach einem guten

Schlusswort, Barbara Und damit bleibt Ausschlafen

ist nicht nicht gefährlich, solange es nicht

dauerhaft wird und es keine anderen medizinischen

Gründe dafür gibt, dass man so viel schläft. Am

wichtigsten sind regelmäßige 7 bis 9 Stunden und

eine gute Schlafqualität. Vielen, vielen Dank,

Barbara.

Barbara Barkhausen: Danke dir.

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