Dennoch wissen viele Australier wenig über die Geschichte unserer ersten Völker.
Das Australian Reconciliation Barometer 2014 zeigt, dass sich nur 30 Prozent der Australier glauben, etwas über die Kulturen und Geschichten der Aboriginal People und Torres Strait Islander zu wissen.
Aboriginal People und Torres-Strait-Insulaner sind indigene Australier. Sie bilden zusammen drei Prozent der nationalen Bevölkerung, basierend auf der Volkszählung 2011.
Die Besiedlung durch die Europäer ab 1788 führte zu einer Reihe diskriminierender Maßnahmen gegen die traditionellen Landeigentümer mit verheerenden Auswirkungen auf ihre Bürgerrechte und das Überleben von Traditionen, Kultur und Sprachen.
Es schmerzt jedes Mal, wenn sich Gooreng Gooreng Elder Richard Johnson an die grausame Vergangenheit erinnert, die seine Vorfahren während der Kolonisation erlebt haben.
Johnsons Stamm wurde fast ausgelöscht, als europäische Siedler ihr traditionelles Land im zentralen Süd-Queensland betraten.
Sein Großvater war das letzte Familienmitglied dieser Generation.
“One of the chase perpetrated upon our people where they were hunted down over to a place called ‘Moogool’ which was a mountain they hid themselves on. And he was placed in the undergrowth by his uncle Gimimi. He told grandfather Nyulang he should wait in the grass in this hollow log. They came back and collected him after dark. So we were fortunate. We wouldn't be here today if that didn't happen. He may have been killed, taken away or put in institution with other children and raised as a European so our history would’ve been a whole lot different.”
Nyulangs Überleben ermöglichte die Fortsetzung der Familienlinie.
Aber wie die meisten australischen First Peoples erlebte Johnsons Familie Generationen unterdrückender Politik.
Zwischen 1867 und 1911 wurden in 6 der Australischen Bundesländer Gesetze eingeführt, die dem "Schutz" der Aborinenes dienen sollten - Gesetze, die darauf abzielten, Vollblut-Aboriginal People und assimilierende Halbkastenkinder zu isolieren und abzusondern.
Die als "Gestohlene Generationen" bekannten Kinder der Aboriginal People wurden von ihren Familien getrennt und in Anstalten oder Pflegeheime zur "Europäisierung" geschickt.
Die Länder hatten die Macht zu entscheiden, wo die Ureinwohner und Torres-Strait-Insulaner lebten und wen sie heirateten.
Das Sprechen der indigenen Sprachen war bis in die 1970er Jahre ebenfalls weitgehend eingeschränkt und verboten.
Vor der europäischen Besiedlung gab es rund 250 Sprachen, die von den First Nations gesprochen wurden.
Ein kürzlich erschienener Bericht zur Überwindung indigener Nachteile durch die Produktivitätskommission stellt fest, dass bis 2012 nur 120 indigene Sprachen in irgendeiner Form überlebten, von denen viele gefährdet sind und nur 13 bis 18 dieser Sprachen noch immer aktiv genutzt werden.
“They restricted our use of our languages, the speaking of language between individuals and in families, people weren’t allowed to speak their language for fear of being removed so the speaking of language and the communication between one another became suppressed to the point that it was only done out of sight and out of ear shot of people who may not have shared our culture or needs and requirements.”
Desmond Purcell ist ein Land- und Seeranger von Taribelang Abstammung in der Bundaberg Region.
Er sagt, die Zerstörung der indigenen Sprachen ist etwas, mit dem sich die Aboriginal People und Torres-Strait-Insulaner immer noch abzufinden versuchen.
“Language is a big thing for any culture. You know to have that language, that's what kinda separates you. You've got that different lingo, talk. For people to come and take that off you, that's a sense of identity that’s lost and to try and rebuild that and getting that back, that's a big step in building and having that reconciliation. Cos no one can just say sorry and think it’s all gonna be rainbows and butterflies, it doesn't work like that. We've got to find ourselves as well and move on.”
Bis zum Ende der sechziger Jahre hatten Aboriginal People und Torres-Strait-Insulaner kein Wahlrecht und erhielten auch keine Sozialleistungen wie Renten und Mutterschaftsgeld.
Erst 1962 erhielten alle indigenen Völker bei Bundestagswahlen das gleiche Wahlrecht.
Viele waren sich der Veränderung jedoch nicht bewusst, da indigene Australier erst 1984 gezwungen wurden, zu wählen.
In mehreren Staaten wurden Angelegenheiten der Aboriginal People von Bürokratien und Behörden bearbeitet, die auch Flora, Fauna und Wildtiere verwalteten.
Der Ausschluss aus der Volkszählung bedeutete, dass die indigenen Australier sich selbst als Teil der "Flora und Fauna" betrachteten.
Erst mit einem nationalen Referendum im Jahr 1967, bei dem über 90 Prozent der Bevölkerung mit Ja stimmten, wurden die First Nations offiziell Teil der nationalen Bevölkerung.
Richard Johnson war 16, als das passierte.
“We were recognised as citizens and given the right to vote even though prior to that some of our people were allowed to vote, there was no official recognition or instruction from government about Aboriginal people being recognised in the Census. So we jumped from being part of flora and fauna into being real people. I prefer to stay as flora and fauna it makes me indigenous to the country to the land upon I walk and live and raise my family.”
Das Referendum von 1967 war der Wendepunkt, als die offizielle Diskriminierung von Aboriginal People und Torres-Strait-Insulanern endete.
Zwei Jahre später schafften alle Länder das Gesetz ab, das die Aboriginal People-Kinder unter die "Schutz" -Politik fallen ließ.
Im Jahr 2008 hat der ehemalige Premierminister Kevin Rudd eine formelle Entschuldigung für die "Gestohlenen Generationen" abgegeben.
Für Richard Johnson ist die frühere "Redfern Park" Ansprache von 1992, die von einem anderen Premierminister der Labour Party, Paul Keating, gehalten wurde, an die er sich bis heute lebhaft erinnert.
“We took the traditional lands and smashed the traditional way of life. We brought the diseases and the alcohol. We committed the murders, we took the children from their mothers.”
Keating war der erste australische Premierminister, der sich öffentlich mit der Ungerechtigkeit auseinandersetzte, die die frühen europäischen Siedler den indigenen Australiern zugefügt hatten.
Der offizielle Versöhnungsprozess erreichte im Jahr 2000 einen weiteren Meilenstein, als eine Viertelmillion Menschen zur Unterstützung der Versöhnung über die Sydney Harbour Bridge marschierten.
“I remember it was a very emotional time for a lot of people. The fact there was a march on Sydney Harbour Bridge. I think those particular incidences for me derived a lot more feelings of times are changing. Sadly the changes that we’ve seen have been too rare.”
Reconciliation Australia wurde 2001 gegründet und ist die führende Organisation, die die Versöhnung zwischen den First Nations und nicht-indigenen Australiern angeht.
Ihr CEO Justin Mohamed sagt, dass die Folgen von Ereignissen wie dem Sydney Harbour Bridge-Marsch von Bedeutung sind.
Allein in den letzten zehn Jahren haben fast 800 Organisationen, Unternehmen und Gemeindegruppen ihre eigenen Aktionspläne zur Aussöhnung umgesetzt, um das Unrecht der Vergangenheit zu korrigieren.
“There has been 25 years of this formal approach of reconciliation. The People have grown up with the bridge walks, the apology speech which was more recently by the former Prime Minister Kevin Rudd. When they are in positions of authority and leadership, the world’s changed about what can that company or organisation put back into the social environment or people that are disadvantaged so there is a natural sort of calling for these corporate bodies to be more socially conscious with aboriginal people.”
Desmond Purcell sagt, dass häufige negative Berichterstattung in den Medien über die First Nations Menschen das Vertrauen vieler beschädigt haben.
“Because you've been told so much that you can’t do nothing. You've been knocked down and knocked down and knocked down. A lot of people just finally give up. We can’t do that. It can’t be a part of our mentality to give up. It’s gotta be a part of our mentality to press on and to be counted.”
Die Interaktion zwischen indigenen und nicht-indigenen Australiern ist minimal.
Der Bericht State of Reconciliation in Australia zeigt, dass nur 30 Prozent der Bevölkerung soziale Kontakte mit Aboriginal People und Torres-Strait-Insulanern haben.
Laut Purcell kann mehr Kontakt helfen, Barrieren abzubauen.
“Get out and meet a couple. Ask about our culture and don't be scared or standoffish. You know, like every race, you might run into a few bad ones but majority of us are good. Yeah get out there and try and immerse yourself in the culture and please don't try and impose other traditions upon us. You know we’ve got our own and we're not trying to impose anything on you’s either but get out there and get to know us a bit better.”
Mohamed sagt, dass mehr als 80 Prozent der Australier daran interessiert sind, mehr über die Geschichte zu erfahren, als sie in der Schule lernen.
Er glaubt, dass ein besseres Geschichtsverständnis und mehr Engagement mit indigenen Australiern deren soziale Benachteiligung zum Positiven verändern kann.
Er sagt, dass ohne die formelle Anerkennung von First Nations in der australischen Verfassung wirkliche Gleichberechtigung nicht erreicht werden kann.
“It’s about acknowledging Aboriginal and Torres Strait Islander people were the first people in this country. It just sets the record right for any future developments. From there we can start addressing issues that are at hand but also importantly plan for the future.”
Für weitere Informationen über die vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen unserer First Peoples können Sie diesen ausführlichen Bericht lesen: The State of Reconciliation in Australia.
