Was braucht es, um ein guter Lehrer zu sein?
Unsere Gäste stimmen überein, dass die Anforderungen hoch sind und es herausfordernd sein kann, zu unterrichten.
"Vorbereitung ist alles", sagt Marion Köhler-Puszh, Mutter und Lehrerin an öffentlichen und privaten Einrichtungen, "und es benötigt auch einen gewissen Intellekt, um mit den Schülern kommunizieren können."
"Abhängig ist alles davon, in welcher Schule man unterrichtet und in welchem sozio-ökonomischen Bereich", hält Henning Holzheuer von der Caulfield Grammar, der zuvor auch an öffentlichen Schulen war, die Anforderungen an die Lehrer für unterschiedlich, "in Privatschule ist es ein bisschen schöner, ein Zuckerschlecken im Vergleich. In jedem Fall ist großes Einfühlungsvermögen ganz besonders wichtig."
Bernd Kallina, der im Vorstand an der Deutschen Schule Melbourne ist und nach Jahren in der Wissenschaft 2014 seine Lehrerausbildung begonnen hat, nennt als weitere Herausforderung das "oft welchselnde Curriculum. Man fängt immer wieder von vorne an. Außerdem wird oft erwartet, dass man Fächer unterricht, die man nicht unbedingt kann."
Die Erwartungshaltung, seitens der Eltern, sei komplett abhängig von der Schule - so die allgemeine Meinung in unserer Panel-Runde. In staatlichen Schulen seien die Eltern teilweise völlig desinteressiert. Manchen ist speziell der Sprachunterricht nicht wichtig.
Warum Lehrer werden?
Was die Motive betrifft erzählten unsere Gäste: "Ich wollte einen Unterschied hier in Australien machen. Den Schülern Kultur und Sprache beibringen", sagt die frühere Dolmetscherin Marion Köhler-Puszh.
"Wissenschaft untermauert so viel in unserer Gesellschaft. Das muss man auch jungen Menschen beibringen", erklärt Bernd Kallina.
SBS-Hospitantin Lisa Knoll, die viele Lehramt-Studenten an ihrer deutschen Uni hat, gibt zu Bedenken, dass der Idealfall von der Realität oft abweicht und Abiturienten oft aus anderen Motiven den Lehrerberuf anpeilen: "Den Idealfall gibt es an meiner Uni nicht so wie man ihn erwarten würde. Ich würde sagen, die Hälfte derer, mit denen ich studiere, machen Lehramt, weil sie steuerliche Vorteile, ein dickes Gehalt, eine unbefristete Stelle wollen und Angst haben, nach dem Abitur nichts anderes finden. Und auch aus Ideenlosigkeit."
Je nach Schule wird der Stellenwert höher oder niedriger angesetzt - so der Tenor im Panel. Grundsätzlich berichten unsere Gäste, die alle auch an öffentlichen Einrichtungen unterrichtet haben, von grundsätzlich positiven Erfahrungen.

Teacher Sasha fronts the classroom Source: SBS
Stress im Klassenzimmer
"Wenn Leute erfahren, dass ich Lehrerin bin, fragen sie, wie ich das aushalte... Dann sage ich, es kommt darauf an wie vorbereitet man hineingeht. Und man muss unwahrscheinlich viel Humor haben", sieht Köhler-Puszh als Schlüsseleigenschaft.
Ganz wichtig sei das Modell des "Team Teaching", sagt Bernd Kallina: "Man steht nicht allein da. Es gibt Kollegen, die einem helfen. Das ist ungeheuer gut, weil man verschiedene Ansätze hat und sich die Last teilen kann im Klassenraum."
Außerdem sei 2004 eingeführt worden, dass alle Anfänger einen Mentor zur Seite gestellt bekommen.
Einstieg in den Lehrerberuf
Unsere Lehrer im Studio berichten, zu Beginn ihrer Unterrichtstätigkeit ins kalte Wasser gesprungen zu sein. "Doch seit ich unterrichte, war es vielleicht eine Handvoll an Schülern, die problematisch waren. Das wird wieder gut gemacht durch die toll mitarbeitenden Schüler."
Lisa Knoll merkt an, dass man in Deutschland erst nach vier Semestern ein Berufspraktikum absolviert, was vielen Studenten erst spät die Augen öffnet - "ich wäre dafür, ein Eingangspraktikum vorzuschreiben."
Rund die Hälfte der Jungslehrer in Australien hört innerhalb von fünf Jahren wieder auf. Die Anforderungen, denen Jobeinsteiger gegenüberstehen, zeigt die aktuelle SBS-Doku "Testing Teachers", die sechs Lehrer in Schulen in sozial-schwachen Gegenden begleitet. Mittwoch, um 20.30 Uhr bei SBS und jederzeit On Demand:
Verbesserungspotenzial
Kallina berichtet von einem neuen Modell an zwei Schulen in Melbourne, nach dem Schüler ihren eigenen Stundenplan zusammenstellen. "Die Schüler, die kommen, wollen auch", sagt Kallina.
"Schüler sollten wesentlich mehr involviert sein und mehr Verantwortung für ihr Lernen übernehmen, dann gäbe es wesentliche Erfolge im Klassenzimmer", glaubt Köhler-Puszh.
"Wir können viel von Systemen auf internationaler Ebene lernen", sagt Holzheuer.
Zu hören war unsere Panelrunde dieses Mal nicht nur im Radio - sondern auch live mit Bild bei Facebook. Hunderte Fans auf der ganzen Welt waren mit dabei:
