Prehistoric Australia: Crocodiles jumping out of trees

Künstlerische Rekonstruktion eines weiblichen Mekosuchinen beim Nestbau in den sumpfigen Gebieten der Fossilienfundstätte Murgon. Credit: Panades et al. 2025 generated with Gemini AI
In a backyard in the remote town of Mergen, researchers have discovered the oldest known crocodile eggshells on the continent — relics of mycosuchins, a prehistoric group of crocodiles that lived 55 million years ago and once jumped out of trees like leopards.
Barbara Barkhausen: Ein unscheinbarer Hinterhof in der kleinen
Ortschaft Mergen, drei Autostunden nordwestlich
von Brisbane. Hier, wo Scharfe Grasen und nichts
auf Sensationelles hindeutet, liegt eine der
ältesten Fossilstätten Australiens verborgen in
einer gewöhnlich wirkenden Lehmgrube graben
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen seit
Jahrzehnten nach Spuren einer Zeit, als der
australische Kontinent noch mit der Antarktis und
Südamerika verbunden war. Nun hat ein
internationales Forscherteam hier die ältesten
jemals in Australien gefundenen
Krokodileierschalen entdeckt und damit ein Fenster
in eine Welt geöffnet, die bizarrer kaum sein
könnte. Die 55 Millionen Jahre alten Fragmente,
die den wissenschaftlichen Namen Vacca Ulitus God
Thelpi erhielten, stammen von sogenannten
Mykosychinen Krokodilen. Diese heute ausgestorbene
Gruppe dominierte damals die Binnengewässer
Australiens, lange bevor die heutigen Salzwasser
und Süsswasserkrokodile vor etwa 3,8 Millionen
Jahren auf. Dem Kontinent ankamen. Was diese
urzeitlichen Krokodile so faszinierend macht, ist
ihre völlig unerwartete Lebensweise. Anders als
ihre modernen Verwandten, die im Wasser lauern,
füllten Mikoschinen offenbar die Sonne
sonderbarsten ökologischen Nischen. Es ist eine
bizarre Vorstellung, sagt Michael Archer,
Paläontologe an der University of New South Wales
in Sydney, aber einige von ihnen scheinen
terrestrische Jäger in den Wäldern gewesen zu
sein. Hinweise darauf fanden die Forscher in
jüngeren, etwa 25 Millionen Jahre alten Fossilien
aus dem Riversley World Heritage Area im
nordwestlichen Queensland. Einige der dort
lebenden Arten wurden mindestens fünf Meter lang.
Noch manche Mykosochinen waren offenbar zumindest
teilweise baumbewohnend. Archer spricht von Drop
Krokodilen, die wie Leoparden jagten, indem sie
sich aus Bäumen auf ahnungslose Beute fallen
ließen. Die nun untersuchten Eierschalenfragmente
aus Mögern wurden unter optischen und
Elektronenmikroskopen analysiert. Xavier Panadez
Iblas vom katalanischen Paläontologieinstitut ICP,
der die Studie leitete, erklärt, dass diese
Eierschalen einen Einblick in die intimsten
Aspekte der Lebensgeschichte der Mykosochinen
geben. Man könne nun nicht nur die seltsame
Anatomie dieser Krokodile untersuchen, sondern
auch ihre Fortpflanzung und Anpassung an sich
verändernde Umgebungen. Die Mikrostruktur der
Schalen deutet darauf hin, dass die Krokodile ihre
Eier am Rand eines Sees ablegten, wobei sich ihre
Fortpflanzungsstrategie an schwankende
Umweltbedingungen anpasste. Der Mögensee war von
einem üppigen Wald umgeben, der auch die weltweit
ältesten bekannten Singvögel Australiens, früheste
Frösche und Schlangen sowie eine der ältesten
bekannten Fledermausarten beherbergte. Viele der
dort lebenden Säugetiere wiesen Verbindungen zu
Südamerika auf, ein Beleg für die damalige
Verbindung der Kontinente. Die Geschichte der
Ausgrabungen in Mögen liest sich Wie ein
Abenteuer. 1983 fuhren Archer und sein UNSW
Kollege Hank Gotthelp nach Mögen, parkten am
Straßenrand, schnappten sich ihre Schaufeln und
klopften einfach an die Tür der
Grundstücksbesitzer. Nach einer Erklärung über
mögliche prähistorische Schätze unter der
Schafweide in der Gegend waren bereits fossile
Schildkrötenpanzer gefunden worden stimmten die
Anwohner hocherfreut einer ausgrabung zu. Bereits
1975 hatte Archer in den Texas Caves in Queensland
ein bizarres Kieferfragment gefunden, das ihm
zunächst völlig rätselhaft erschien, ein Reptil
mit dinosaurierähnlichen Zähnen. Als er es dem
Reptilienspezialisten Max Hecht am American Museum
of Natural History zeigte, habe dieser fast seine
Kaffeetasse fallen lassen, erinnert sich Archer.
Das Fragment ähnelte stark ausgestorbenen
Krokodilen mit dinosaurierartigen Zähnen aus
Südamerika, die erste Erkenntnis, dass solche
Krokodile auch in Australien lebten. Die
Mykosychinen verloren vermutlich durch zunehmende
Trockenheit einen Großteil ihres Lebensraums und
mussten in sch schrumpfenden Wasserläufen mit neu
ankommenden Krokodilarten konkurrieren, bei
gleichzeitig schwindender Beute. Doch für Archer
sind solche Entdeckungen mehr als nur Einblicke in
eine verschwundene Vergangenheit. Der
Fossilienbestand könne wichtige Hinweise liefern,
wie man heutige bedrohte Arten retten kann. Ein
Beispiel ist der vom Aussterben bedrohte
Bergbilchbeutler oder Buramus parvus, der heute in
den alpinen Regionen Ostaustraliens lebt. Archers
Team fand heraus, dass dessen prähistorische
Verwandten in gemäßigten Tieflandregenwäldern
gediehen. Daraufhin baute man eine Zuchtstation in
einem nichtalpinen Regenwald bei Lithgow, einer
Kleinstadt rund zwei Autostunden westlich von.
Sydney. Mit Erfolg. Die Tiere gedeihen dort
prächtig genau wie die Fossilien es vorhergesagt
hatten. Hinweise aus Fossilienbeständen sind
wichtig, betont Archer, nicht nur um die
Vergangenheit zu verstehen, sondern auch um die
Zukunft zu sichern. In Mörgen wird derweil
weitergegraben. Weitere Überraschungen aus einer
Welt voller baumkletternder Krokodile sind zu
erwarten. Das war für SBS Audio Barbara Barkhausen



