Göttlicher Aufstand: Aufmüpfige Nonnen besetzen leerstehendes Kloster in den Alpen

Die über 80-jährigen Ordensschwestern Bernadette, Regina und Rita verschafften sich mithilfe eines Schlüsseldienstes Zugang zu ihrem alten Kloster und betreiben von dort nun einen eigenen Instagram-Kanal. Source: Moment RF / PaoloBis/Getty Images
In den österreichischen Alpen sorgen drei rebellische Ordensschwestern momentan für mediale Aufmerksamkeit. Anfang des Monats waren die Augustiner-Chorfrauen aus ihrem Pflegeheim "ausgebüchst" und besetzen nun in ihr ehemaliges Kloster Goldenstein bei Salzburg. Die Kirchenleitung ist mit dieser rebellenhaften Aktion ganz und gar nicht zufrieden.
Julia Grewe: In den österreichischen Alpen sorgen drei
aufmüpfige Ordensschwestern momentan für
mediale Aufmerksamkeit. Anfang des Monats waren die
Augustiner Chorfrauen aus ihrem Pflegeheim.
Ausgezogen und zurück in ihr altes Kloster
Goldenstein bei Salzburg umgesiedelt. Die
Kirchenleitung ist mit dieser rebellenhaften Aktion ganz
und gar nicht zufrieden. Meine Kollegin Lidia Cortina
ist nun bei mir und hat die Details für uns Hallo
Lidia.
Lidia Cortina: Hallo Julia.
Julia Grewe: Warum interessieren sich auf einmal Medien aus der
ganzen Welt für den Fall der Goldensteiner Schwestern?
Lidia Cortina: Du sagst ja schon, der Scoop rund um diese
drei Augustiner Chorfrauen aus Österreich
geht. Zurzeit wirklich viral. In
Zeitungsartikeln wird die Aktion scherzhaft als
Nonnenrebellion oder als göttlicher
Aufstand bezeichnet. Und nicht nur lokale Medien
wie ServusTV berichten über den Fall,
sondern auch Sender wie BBC News.
Und dieser Medienaufmerksamkeit haben die drei
Ordensschwestern Bernadette, Regina und Rita
auf jeden Fall ihrem Instagram Kanal
nonnengoldenstein
zu verdanken, auf dem sie fleißig am
Bloggen sind. Und auf ihrer Plattform da
verbreiten sie Lebensweisheiten und man sieht sie bei
ihren täglichen Aktivitäten wie beim Beten und
beim Essen und sie tatsächlich auch schon
Follower. Und die Tendenz ist auf jeden Fall steigend.
Julia Grewe: Also dafür, dass sie gerade aus dem Seniorenheim
ausgebüxt sind, klingen sie ganz schön.
Lidia Cortina: Fit, das kann man so sagen. Und sie haben auch
Unterstützung aus der Nachbarschaft. Die drei Nonnen
sind in der Umgebung gut bekannt, weil sie
lebten schließlich jahrzehntelang in dem Kloster
Goldenstein und arbeiteten wohl in der
angeschlossenen Mittelschule. Und zu
diesen etwa 30 Helferinnen und Helfern.
Gehören auch ehemalige Schülerinnen, die den
Nondern bei der Rückübersiedlung ins Kloster
halfen und sie nun mit Essen und Medizin
versorgen und sie natürlich auch bei der Social Media
Arbeit unterstützen.
Julia Grewe: Die katholische Kirche hat in der Vergangenheit ja öfter
Schlagzeilen gemacht, aber das hier klingt
doch nach einer beispiellosen Geschichte. Welches
Motiv steckt denn hinter dem Aufstand der drei Nonnen?
Lidia Cortina: Naja, so ganz simpel ausgedrückt möchten
die Nonnen in dem Pflegeheim, in das die
Kirchenleitung sie vor zwei Jahren gesteckt hatte,
und das gegen ihren Willen. Das muss man an dieser Stelle
sagen. Da möchten sie weder weiterleben, noch möchten sie
dort sterben. Aber die Kirche fordert
Gehorsam, wie das.
Julia Grewe: So ist in der Kirche. Wie sieht denn die rechtliche
Situation für die drei Damen aus?
Lidia Cortina: Anscheinend hätten sie lebenslanges Wohnrecht
in Goldenstein gehabt, also solange dies
körperlich und geistlich vertretbar gewesen
sei. Der Deutschen Presseagentur erklärte der
Sprecher von Propst Markus
Grassel, das ist der zuständige Kirchenleiter des
Stifts Reichersberg, zu dem das Kloster eben
gehört, dass die Frauen medizinische Versorgung
bräuchten und dass das Klostergebäude eben
für pflegebedürftige Menschen nicht geeignet
sei. Und deswegen fordert er sie auf, zurück
in das Seniorenheim zu gehen. Und auch die
Präsidentin der Föderation der Augustiner
Chorfrauen, Beate Brand in Essen, die
verurteilt den Ungehorsam der
Ordensschwestern und sagt der kirchlichen
Medienplattform katholisch de, sie
könne das Verhalten nicht dulden.
Aber die drei Nonnen widersetzen sich den kirchlichen
Anordnungen und beharren darauf,
sie wollen im alten Kloster bleiben und nicht
zurück ins Pflegeheim.
Julia Grewe: Ja, Ungehorsam klingt nicht gut,
aber wie haben die drei sich überhaupt Zugang zu dem
Kloster verschaffen?
Lidia Cortina: Anscheinend mit Hilfe eines Schlüsseldienstes.
Und das Klostergebäude, das stand ja auch zwei
Jahre leer und befand sich daher zu dem
Zeitpunkt noch in einem doch prekären Zustand,
also heruntergekommen und sehr verschmutzt und
zugestellt. Und anscheinend gab es auch kein warmes
Wasser. Das sieht man in ihren
Instagram Stories. Da sind die
betagten Non am Putzen Oder man
sieht, wie sie mit einem Pümpel die Abflüsse wieder frei
machen. Also es gibt momentan viel zu tun.
Julia Grewe: Ja, mit einem Pümpel. Also ich wusste nicht, dass man dieses Ding
Pümpel nennt. Vielen Dank, ich habe gar kein Wort dafür.
Ich nenne das Entstopfer Pümpel, ist wahrschein.
Richtig. Also die sind aktiv. Wie alt sind die
denn, die Nonnen?
Lidia Cortina: Die sind tatsächlich zwischen 80 und
86 Jahre alt.
Julia Grewe: Wow, das ist schon betagt.
Lidia Cortina: Ja, das ist schon sehr beeindruckend.
Und das hier ist die Botschaft von Schwester
Rita an all diejenigen, die glauben,
sie sei wohl nicht mehr mobil.
Sister Rita: Wenn jemand meint, ich kann nicht mehr recht oder
nicht mehr ihr Recht gehen oder was alles beweglich
sein, dann lade ich
diejenige Person gerne zu einem Wettrennen am
Gang ein.
Lidia Cortina: Ja, das klingt doch nach einer Ansage.
Julia Grewe: Ja, auf jeden Fall. Drei Nonnen brechen
aus dem Seniorenheim aus und besitzen ihr
ehemaliges Kloster. So eine Meldung hört man nicht
alle Tage Danke Lidia für die Details zu
dieser Knüllergeschichte.